Ein Gewinn für Alt und Jung
Edith von der Ehe rückt ihre Brille zurecht. Dann schlägt die 89-jährige das schwere Märchenbuch auf, das auf ihrem Schoß liegt. Bevor sie anfängt zu lesen, fragt sie die zweite Klasse der Astrid-Lindgren-Grundschule, die ihr gegenübersitzt, welche Geschichte sie hören will. „Die vom Wolf und den sieben Geißlein“, schlägt ein Mädchen in der ersten Reihe vor, und die anderen Kinder stimmen lautstark zu.
Frau von der Ehe lebt in der AWO Residenz Sehnde und ist eine sogenannte Leseoma. Das bedeutet: Sie besucht Kinder in Sehnder Kitas und Schulen, um ihnen vorzulesen. „Diese Zusammenarbeit ist ein Gewinn für alle Generationen“, beton Corinna Gerardi vom Begleitenden Dienst der AWO-Residenz. Die älteren Herrschaften haben eine sinnvolle Aufgabe und fühlen sich gebraucht. Und die Kinder lernen Kulturgut kennen, das in vielen Familien keine Rolle mehr spielt.
Von dieser Idee war auch die Schulleiterin Marina Woywodt so überzeugt, dass jetzt ein Gegenbesuch ansteht. Dann sollen die Grundschüler den Senioren vorlesen – „und zwar aus der Zeitung“, sagt Woywodt.
Quelle / Text / Foto: HAZ – Gerko Naumann